»Weiskerns Nachlass« – Christoph Heins gefeierter Gesellschaftsroman als Hörbuch bei DAV, eingelesen von Götz Schubert
Christoph Hein, eine der stärksten Stimmen der deutschen Gegenwartsliteratur, hat mit »Weiskerns Nachlass« einen aktuellen Gesellschaftsroman geschrieben, der das prekäre akademische Milieu unserer Zeit auf treffende Art und Weise seziert. Götz Schubert findet in diesem Hörbuch, das ungekürzt bei Der Audio Verlag erscheint, genau den richtigen Ton für einen Menschen, der eigentlich nicht mehr viel vom Leben erwartet, aber dann doch noch einmal all seine Kräfte mobilisiert, um sich seinen Traum zu erfüllen.
Moral muss man sich leisten können
Rüdiger Stolzenburg steht kurz vor seinem 60. Geburtstag, ist geschieden und hat es längst aufgegeben, vom großen Aufstieg zu träumen. Er ist mit Leib und Seele Akademiker und hat dabei noch Moral. Mit dieser Eigenschaft scheint er ein Auslaufmodell an seiner kulturwissenschaftlichen Fakultät zu sein, die ihn seit fünfzehn Jahren auf einer halben Stelle festsitzen lässt. Für seine Obsession, den im Wien des 18. Jahrhunderts lebenden Schauspieler, Librettisten Mozarts und Kartografen Friedrich Wilhelm Weiskern, interessiert sich außer ihm niemand, schon gar kein Verlag. Als dann noch eine saftige Steuerrückzahlung ins Haus flattert und sich das neue, vielversprechende Material aus Weiskerns Nachlass als Fälschung erweist, gerät sein Leben komplett aus den Fugen.
Akademiker auf Irrwegen – Allegorie auf die heutige Zeit
Rüdiger Stolzenburg, typischer Vertreter des akademischen Prekariats, wirkt wie direkt unserer Gegenwart entstiegen. Verbittert und illusionslos erntet der fleißige Wissenschaftler weder finanzielle, noch gesellschaftliche Anerkennung. Selbst seine verwöhnten Studenten haben mehr Geld zu Verfügung als er, der nicht einmal einen Überbrückungskredit von der Bank bekommt, obwohl dort bereits sein ganzes Leben Kunde ist. Prägnant und mit einem großen Unterhaltungswert schickt Christoph Hein seinen modernen Helden in den Kampf gegen gewalttätige Mädchengangs, verbohrte Finanzbeamte, seine unwissenden Kollegen und die Verlagsleute, die einfach nicht kapieren wollen, dass der Barockautor Friedrich Wilhelm Weiskern endlich eine Werkausgabe und die größtmögliche Aufmerksamkeit verdient hat.
»Große Werke. Große Stimmen« Götz Schubert liest »Weiskerns Nachlass« ungekürzt ein
Mit dem guten Maß an Schnoddrigkeit hat Götz Schubert, bekannt aus »KDD – Kriminaldauerdienst«, Christoph Heins gefeierten Gesellschaftsroman eingelesen. Scharfsinnig führt er dem Hörer in diesem zutiefst pessimistischen und zugleich absurd komischen Roman eine akademische Welt vor, die so nah an der Realität ist, dass einem oft das Lachen im Halse stecken bleibt. Genauso wie Heins Roman »Von allem Anfang an« erscheint die ungekürzte Lesung in der Edition »Große Werke. Große Stimmen«, die viele erlesene Klassiker der Weltliteratur als Hörbücher vereint. »Weiskerns Nachlass« wurde vom MDR produziert und ist bei Der Audio Verlag als Hörbuch auf 1 mp3-CD erhältlich.