»Die Chronik der Sperlingsgasse«: das gefeierte Erstlingswerk Wilhelm Raabes als Hörbuch bei DAV
Weder Realismus noch Romantik – Wilhelm Raabes schriftstellerisches Debüt »Die Chronik der Sperlingsgasse« fällt aus der konventionellen literaturgeschichtlichen Periodisierung heraus und vereint zeitpolitische Kritik mit stilistisch spätromantischen Elementen. Genau das macht die »Chronik« so modern: Raabe porträtiert exemplarisch eine gesamte Gesellschaft, die durch teilweise noch heute aktuelle soziale Fragen geprägt ist. Themen wie Heimat und Heimatverlust, Armut und Tod, Liebe und Glück setzen sich in den Erinnerungen des ältlichen Johannes Wacholder wie ein Mosaik zusammen und bilden so das Leben als Ganzes reflektiert und teilweise humoristisch ab. In 21 tagebuchartigen Eintragungen erzählt Raabe in »Die Chronik der Sperlingsgasse« die Geschichte einer kleinen Berliner Straße, die drei Generationen kommen und gehen sehen hat und so mühelos einen Querschnitt der Gesellschaft im 19. Jahrhundert zu zeigen vermag. Kurt Lieck, einer der beliebtesten Hörspielsprecher Nachkriegsdeutschlands, interpretiert die oft ironisch-kritisch erzählten Anekdoten meisterhaft und fängt auch den nostalgisch-wehmütigen Unterton der Chronik ein. Auf 1 mp3-CD erscheint seine ungekürzte SWR 2-Lesung bei Der Audio Verlag als Hörbuch.
»Mir aber ist sie seit vielen Jahren eine unschätzbare Bühne des Weltlebens, wo Krieg und Friede, Elend und Glück, Hunger und Überfluss, alle Antinomien des Daseins sich widerspiegeln.«
Als eine Bühne des Weltlebens versteht Johannes Wacholder die kleine Gasse vor seinem Fenster, auf die er tagtäglich blickt. Der ältliche Mann beginnt eines schneeverhangenen Wintermorgens, sein Leben Revue passieren zu lassen und beschließt gegen das Altern und die Einsamkeit anzuschreiben. Keinen großen Roman will er verfassen; viel mehr sind es bunt durcheinandergewürfelte Anekdoten, die er zu Papier bringt. Gemeinsam haben sie eines: Sie sind untrennbar mit der Sperlingsgasse verbunden. Johannes Wacholder blickt in die Fenster der die Gasse säumenden Häuser und manifestiert die Vergangenheit vor seinem inneren Auge. Er erinnert sich an seine große unerwiderte Liebe, rollt lange zurückliegende Familientragödien wieder auf und übergibt alten Freunden und Bekannten das Wort, die lange verloren geglaubte Erinnerungen aus vergangenen Zeiten mit den Hörer*innen teilen. Es entsteht eine sich über sechzig Jahre erstreckende Chronik, die den damaligen Zeitgeist brillant abbildet.
Kurt Liecks ungekürzte SWR 2-Lesung des Raabe-Debüts als Hörbuch bei DAV
Der Berliner Kurt Lieck (†1976) war auf den großen Theaterbühnen Deutschlands zuhause. Auch als Hörspielsprecher hat er sich einen Namen gemacht: Er begeisterte in mehreren Karl-May-Adaptionen als Old Shatterhand und übernahm verschiedene Sprechrollen in den Vertonungen der Krimireihe rund um den Privatdetektiv »Paul Temple«. Packend und nuanciert präsentiert Lieck nun in seiner ungekürzten SWR 2-Lesung von »Die Chronik der Sperlingsgasse« von Wilhelm Raabe.