Ödön von Horváths zeitloser Roman »Der ewige Spießer«: Das Hörbuch erscheint als gekürzte Lesung in der Klassiker-Edition »Große Werke. Große Stimmen.« bei Der Audio Verlag
An Aktualität und Präzision hat Ödön von Horváths episodenhafter Roman über den Spießer nicht verloren. 1930 erstmals im Berliner Propyläen Verlag erschienen, übt »Der ewige Spießer« pointiert Kritik an den politisch-gesellschaftlichen Bedingungen, wie sie nach dem Ersten Weltkrieg herrschten: Weltwirtschaftskrise, Massenarbeitslosigkeit, das Erstarken des Faschismus. Als scharfer Beobachter der Verhältnisse seiner Zeit wurde der österreichische Dramatiker bekannt, der sich zunächst in München etabliert hatte. 1933 verließ er Deutschland, um vor den Nazis zu fliehen, musste jedoch aus finanzieller Not zurückkehren, nur um wenige Jahre später wieder ausgewiesen zu werden. In der DAV-Klassiker-Edition »Große Werke. Große Stimmen.« erscheint sein sozialkritisches, dreiteiliges Werk in einer Produktion des ORF als Hörbuch – gelesen von Robert Meyer, der gekonnt mit den verschiedenen Charakteren und Dialekten spielt.
Immer mit der Zeit gehen: Der Typus des Spießers
Es sind sich kreuzende Lebenswege, die Ödön von Horváth in klarer Sprache meisterlich miteinander verbindet. Da ist der junge Automobil-Verkäufer Alphons Kobler, der von München zur Weltausstellung in Barcelona reist, wo er sich mithilfe seines guten Aussehens eine reiche Frau suchen möchte. Zuvor hat er mit betrügerischen Methoden sein Auto verkauft. Er geht gleichgültig durchs Leben und passt seine Einstellungen den Gegebenheiten stets an. Und da ist die arbeitslose Näherin Anna Pollinger, die an Geld kommen muss und leidenschaftslos die Männer für ihre Zwecke ausnutzt – wofür sie schließlich auch ihren Körper verkauft. Kriegsgewinnler, verkommene Adlige, gescheiterte Intellektuelle und Antisemiten gesellen sich in die Runde dieses Figurenensembles.
Ödön von Horváths satirische Betrachtung des Spießbürgers – eine literarische Charakterstudie
Aus entlarvenden Szenen setzt Ödön von Horváth ein Bild vom Typus des neuen Spießers zusammen. Egal, welche Werte, Überzeugungen und Haltungen »Der ewige Spießer« einnehmen muss, er tut alles, um sich anzupassen, weiterzukommen und seine eigenen Interessen voranzustellen. Gesellschaftliches Ansehen, Geld und beruflicher Erfolg gehen für ihn über alles. Betrug, Prostitution und Täuschung sind dabei Mittel zum Zweck. Horváths satirischer Roman beäugt die politisch-gesellschaftlichen Umstände nach dem Ersten Weltkrieg – und ist mit seiner Beobachtungsgabe zugleich zeitlos.
»Der ewige Spießer«: Die gekürzte Lesung vom ORF mit Robert Meyer als Hörbuch bei DAV
Robert Meyer ist Regisseur und Schauspieler, der in zahlreichen Filmen und Fernsehproduktionen zu sehen war, wie etwa »Tatort«, »Derrick« oder »Der Bulle von Tölz«. Mehr als drei Jahrzehnte war er nach seinem Schauspielstudium Ensemblemitglied am Wiener Burgtheater und spielte hier über 90 Rollen. Auch im Musiktheater feierte er große Erfolge und übernahm die Direktion der Volksoper Wien – wo er auch weiterhin auf der Bühne zu sehen ist. Neben diesen Engagements leiht Robert Meyer seine Stimme für literarische Hörbücher. In Kooperation mit dem ORF erscheint seine gekürzte Lesung von Horváths großem Roman »Der ewige Spießer« in der Klassiker-Reihe »Große Werke. Große Stimmen.« bei Der Audio Verlag auf 1 mp3-CD.