Irmgard Keuns Exilroman »Kind aller Länder« erstmals als ungekürztes Hörbuch – erschienen bei Der Audio Verlag
Kully heißt das Kind aller Länder. Mit ihren Eltern ist die Zehnjährige auf der Flucht vor den Nazis, reist kreuz und quer durch Europa, von Brüssel über Ostende nach Paris, Prag, Warschau und wieder zurück. Obwohl ohne Geld, ohne Pass und ohne Zuhause, bleibt Kully so optimistisch wie ihr Vater. Der ist Schriftsteller und lebt von den Vorschüssen seiner Auslandsverlage, die er unermüdlich nach Geld anpumpt. Währenddessen leben Kully und ihre Mutter in Hotels, in denen sie kreative Ausflüchte erfinden, um die Rechnungen nicht begleichen zu müssen. Kully hat einen umwerfenden Blick auf die weltpolitischen Ereignisse und ihr Leben im Exil, warmherzig und erstaunlich abgeklärt gibt sie fabelhafte Einblicke in die damalige Situation in Europa. Dieser Klassiker der Exilliteratur erscheint erstmals als Hörbuch in einer ungekürzten Lesung mit Jodie Ahlborn bei DAV auf 4 CDs mit Booklet.
Im Exil in Ostende begann Irmgard Keun mit Joseph Roth eine leidenschaftliche Affäre – und diesen Roman
Irmgard Keuns Ruhm ging so schnell, wie er gekommen war. Als ihre Romane »Gilgi – eine von uns« (1931) und »Das kunstseidene Mädchen« (1932) kurz nacheinander erschienen, avancierten sie über Nacht zu Kultbüchern. Witzig, lakonisch, selbstbewusst und modern im halbkorrekten Deutsch, orientierte sie sich an der gesprochenen Sprache und am Vorbild des Kinos, nicht umsonst war Alfred Döblin ihr Förderer der ersten Stunde. Bereits 1933 wurden diese Bücher dann verboten. Im Exil in Ostende traf sie auf Joseph Roth, mit dem sie eine leidenschaftliche Affäre führte. Unverkennbar diente er als Vorbild für Kullys Vater in »Kind aller Länder«, erschienen 1938 im Exilverlag Querido in Amsterdam. Im Nachkriegsdeutschland geriet Irmgard Keun, wie so viele Exilautoren, in Vergessenheit. Kurz vor Keuns Tod 1982, wurde ihr Werk Ende der 1970er Jahre wiederentdeckt und neu aufgelegt. In Volker Weidermanns »Ostende. 1936, Sommer der Freundschaft« wurde ihrer Beziehung zu Joseph Roth ein Denkmal gesetzt. Auf diesem Hörbuch ist als Bonustrack ein Interview mit Volker Weidermann enthalten. Im Interview mit dem hr-Redakteur Ruthard Stäblein erzählt der Literaturkritiker, Journalist und Autor über »Kind aller Länder«, Irmgard Keuns Verhältnis zu Joseph Roth und den anderen Exilanten wie Stefan Zweig und Hermann Kesten, mit denen sie den Sommer 1936 in Ostende verbrachte.
Jodie Ahlborns grandiose Interpretation des Exilromans in einer hochwertigen Produktion des hr
Jodie Ahlborn wurde 1980 in Hamburg geboren. Die gefragte Sprecherin von Hörbüchern stand bereits mit zahlreichen Lesungen auf der hr2-Bestenliste und wurde für den BEO Deutscher Kinderhörbuchpreis nominiert. Die Film-, Fernseh- und Theaterschauspielerin nimmt die Erzählfreude und die Lakonie von »Kind aller Länder« gekonnt auf und verkörpert Kully mit viel Esprit und jugendlichem Charme. Ihr bei dieser Lesung zuzuhören, bereitet nicht nur ein großes Vergnügen, sondern bietet auch hervorragende Einblicke in die Situation der europäischen Emigranten kurz vor dem 2. Weltkrieg. Die ungekürzte Lesung auf 4 CDs wurde vom hr produziert und erscheint bei DAV.